Ein neues Angebot der „Sportgutscheine“ soll Krefelder Kindern aus bedürftigen Familien die kostenlose Mitgliedschaft in Sportvereinen ermöglichen. Initiatoren des Projektes sind Krefelder Tafel und der Stadtsportbund, unterstützt von der Stadtverwaltung. Gemeinsames Ziel ist es, die Krefelder Kinder aus bedürftigen Familien zu stärken, mehr soziale Teilhabe zu ermöglichen, die Zukunftschancen für die Kinder zu erhöhen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz im Pfarrheim Herz Jesu in Bockum haben die beteiligten Akteure – Hansgeorg Rehbein für die Krefelder Tafel, Jens Sattler und Jochen Adrian vom Stadtsportbund sowie Dr. Sabrina Lesch von der Koordinierungsstelle Gemeinwesenarbeit in der Stadtverwaltung – das Konzept vorgestellt und auf erste Erfolge verwiesen.
So funktioniert der Sportgutschein: In Krefeld gibt es derzeit sechs Ausgabestellen, an denen Familien Sportgutscheine erhalten: beim Stadtsportbund an der Hubertusstraße 238, beim Werkhaus an der Blücherstraße 13, beim VfR Krefeld 1920 an der Westparkstraße 3, beim Tafelladen am Westwall 37 bis 39, beim Treff am Bleichpfad, Bleichpfad 15B sowie beim Quartiersbüro Gatherhof, Dülkener Straße 20. Die Eltern tragen auf dem Gutschein den Namen und das Geburtsjahr des Kindes ein, außerdem die Lieblingssportart. Sie melden ihr Kind dann in einem Sportverein in Krefeld an und geben den Gutschein ab. Nun geht der Verein mit diesem Gutschein auf den Stadtsportbund zu: Der Mitgliedsbeitrag des Kindes wird in der Folge vom Stadtsportbund Krefeld an den Sportverein überwiesen. Für die Anspruchsberechtigung muss die Familie einen entsprechenden Nachweis erbringen. Der Sportgutschein kann zunächst bis 31. Dezember 2022 eingelöst werden, pro Kind nur einmal. Über die Mitgliedschaft im Sportverein besteht auch eine Unfallversicherung während des Sportangebotes.
Die Finanzierung der Sportgutscheine erfolgt zur Hälfte durch Spenden, die bei der Tafel zum speziellen Projekt eingehen, zur anderen Hälfte über das Förderprogramm „Kommunale Integrationspauschale“ der Stadtverwaltung. Die Vereine müssen dazu keine eigenen Mittel einbringen. Finanziert wird zunächst eine Jahresmitgliedschaft für das Kind. Das Programm soll aber fortgesetzt werden, sodass auch in den Folgejahren eine Finanzierung gegeben ist, betont Hansgeorg Rehbein. „Der Sport hat eine große integrative Kraft, die Krefelder Vereine mit all ihren aktiven Ehrenamtlern leisten einen großen Beitrag zum Gemeinwohl“, sagt er. Hansgeorg Rehbein betont, dass die Tafel über die begleiteten Familien rund 1.000 Kinder erreiche, die potenziell als Zielgruppe für einen Sportgutschein infrage kommen. „Es ist schwer, aus diesem Armutskreislauf herauszukommen. Wir haben bei uns teilweise Familienmitglieder in dritter Generation, die das Angebot der Tafel nutzen. Für diese Gruppe sind soziale Kontakte wichtig. Sport schafft Begegnung, Freundschaft, Zusammenhalt.“ Hansgeorg Rehbein zeigt sich zuversichtlich, dass das neue Angebot helfen wird, Kinder aus der Isolation zu holen. Wie erfolgreich das gelingen kann, zeigen schon der Auftakt.
Seit wenigen Wochen besteht das Angebot der Sportgutscheine in Krefeld in der Pilotphase. „300 Sportgutscheine sind schon verteilt, 50 bereits eingelöst worden“, sagt Jochen Adrian vom Stadtsportbund. Eine wichtige Funktion bei der Vermittlung komme dabei den Sportlotsen beim Stadtsportbund zu. Sie knüpfen Kontakte zu den Vereinen, helfen bei der Beratung, haben auch Kontakt zu Schulen und Kitas.
Jochen Adrian sieht große Chancen im neuen Programm. „Die Idee von Sportgutscheinen besteht schon lange, bisher war die Finanzierung schwierig. Ich bin jetzt froh, dass wir eine Form der Finanzierung gefunden haben.“ Aus seiner Sicht ist besonders wichtig, dass die Vereine die Beiträge nicht aus eigener Tasche zahlen müssen. Der Stadtsportbund befindet sich im intensiven Austausch mit den Vereinen, wirbt für das Projekt. Teilnehmende Vereine sind bisher der VfR Krefeld 1920, der M. T. V. 1956 Krefeld, RSG Verberg/Gartenstadt 99, TC Seidenstadt Krefeld, KSV Germania, Inrather Turnverein, SV Bayer 08, SVK 72, SC Bayer 05 Uerdingen sowie KTSV Preussen.
Dr. Sabrina Lesch von der Stabsstelle Gemeinwesen verweist auf die Folgen von Armut für Kinder. „Armut grenzt aus, isoliert, macht letztlich auch krank.“ Die Stadt Krefeld nehme am NRW-Programm „Kommunale Präventionsketten“ (ehemals „Kein Kind zurücklassen!”) teil und versuche so ein gelingendes Aufwachsen in gemeinsamer Verantwortung für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen. Kinder, Jugendliche und ihre Familien sollen durch passgenaue Unterstützungsangebote erreicht werden. Wichtig aus Sicht von Sabrina Lesch: „Wir dürfen bei unseren Hilfsangeboten nicht an den Zielgruppen vorbei agieren.“ Mit Sport würden viele Jugendliche erreicht, der Sport habe ein großes Integrationspotenzial. „Integration bedarf verlässlicher und vertrauter Strukturen.“
Hansgeorg Rehbein ist sehr zuversichtlich, dass das Projekt Sportgutscheine langfristig gesichert werden kann. „Die Spendenbereitschaft der Krefelder für Projekte dieser Art ist außerordentlich hoch.“ Auch für Sportausrüstung der neuen Mitglieder stehen Mittel zur Verfügung. Darauf verweist Jens Sattler, Geschäftsführer im Stadtsportbund. Im Programm „Krefeld macht Sport“ steht Geld für Ausrüstungsmöglichkeiten zur Verfügung.